Fahrrad-Zeitschriften mit hohem Anspruch: fahrstil, Karl, Cycle
Wenn ich an Fahrrad-Zeitschriften denke, dann sehe ich ein Regal am Bahnhofskiosk.
Es ist voll mit knalligen Magazinen die sehr stark kommerziell ausgerichtet sind und vor Allem auf Sport und Technik setzen.
Da kann ich oft weder mitreden noch überhaupt verstehen worum es da geht. Gibt es Alternativen? Ja!
Fahrrad-Zeitschriften für Geeks gibt es zuhauf
Wenn es um Fahrrad-Zeitschriften ist alles irgendwie gleich. Trotz verschiedener Themen. Es gibt vor Allem Magazine zum Thema
- Rennrad
- MTB
- BMX.
Es sind Magazine die nicht nur am ehesten auf dem Bahnhof zu kaufen sind, sondern wo ich auch nur Bahnhof verstehe.
Obzwar mir BMX am wenigsten nahe liegt, kann ich diese Zeitschriften noch ehesten ansehen, lesen oder gar verstehen.
Warum? Es geht noch um einen Lebensstil. Trotzdem, das sind Hefte von Profis für Profis.
Selbst als Bike-Blog Autor habe ich viel zu wenig Ahnung um zu wissen worum es in den meisten Fahrrad-Zeitschriften geht.
Diese sind meist grafisch völlig überfrachtet und mit Werbung zugekleistert, was mich zusätzlich abschreckt. Daher lese ich selbst als Fahrrad-Blogger keine davon.
Es sind alles nur Magazine für Geeks wie Triathleten etwa. Da steig ich aus oder eher ab.
Magazine die bisher besonders gelungen waren
Inzwischen gibt oder gab es mehrere hochwertige Magazine bzw. Zeitschriften für Rad-Interessierte die eher auf Stil setzen.
Es sind vor Allem folgende drei die bislang besonders gelungen waren:
- fahrstil
- Karl
- Cycle
Diese drei erinnern mich allesamt auf ihre eigene Art an das mir bisher beste bekannte Magazin!
Wie heißt dieses? Es ist The Ride aus den USA. Warum im Einzelnen?
fahrstil
Das fahrstil Magazin hat mich seinerzeit völlig umgehauen!
Das war eine High-End Publikation zu einem Preis den ich mir erst mal nicht leisten konnte. Immerhin kostete es zunächst 15 Euro.
Dann ist fahrstil deutlich günstiger geworden (unter 10 Euro) und bietet auch ältere Hefte im Online-Shop an. Zugreifen! Inzwischen (2024) kosten sie allerdings wieder etwas mehr, also 12,50.
Es ist beinahe so dick wie ein Buch und beschäftigt sich im weitesten Sinne mit Kultur und Rad fahren. Kein Vergleich mit den kreischenden Farben der Bahnhofs-Illustrierten.
Rad fahren wird bei Fahrstil nicht nur als Sport für eine kleine Minderheit begriffen sondern als eine Lebenshaltung die über den Verkehr hinausgeht.
Das war jedenfalls mein oberflächlicher Eindruck beim persönlichen Gespräch und anhand der Lektüre der dazugehörigen Beiträge. Fahrstil hatte von Anfang an eine Auflage von 3000 Exemplaren.
Das lässt auf mehr hoffen. Wenn sie 30000 beträgt sieht Deutschland vermutlich schon anders aus. Übrigens: fahrstil hat schon über 40 Ausgaben herausgebracht! Glückwunsch!
Karl
Wow. Karl ist genau die Zeitschrift die ich mir immer gewünscht hatte.
Das erste Heft ist mir sofort aufgefallen, denn das Schaufenster war an einem S-Bahn Kiosk komplett damit gepflastert.
Leider war ich sehr in Eile und konnte es nicht sofort kaufen. Später vergaß ich es. Das zweite Heft liegt allerdings vor mir. Es ist ein Traum. Es richtet sich an normale Leute!
Karl ist nicht Teil einer Subkultur oder nur für Experten verfasst die Radrennen fahren. Ganz im Gegenteil: Wir finden
- Beispiele von
- Hinweise für
- Berichte über
Fahrrad-Kultur für jede/n. Ob Frau, Mann oder Kind für alles ist etwas dabei. Sogar der Hund wird m Lastenrad untergebracht.
Im Heft Nummer 2 gab es etwa ein Cargo-Bike Special. Es wurden Cafés und ähnliche Projekte aus Deutschland vorgestellt die über Werkstätten und Läden hinausgehen.
Auch eine Reisebericht aus New York war dabei – einer Metropole die in den letzten Jahren zunehmend fahrradfreundlicher wird. Das ist nicht nur Reisende interessant.
Leider sehe ich online nur noch zwei Ausgaben von 2023.
Cycle
Das Cycle Magazin wird angeführt von einem ehemaligen Blogger-Kollegen der als Chef-Redakteur ganze Arbeit leistet.
Ich durfte Wolfgang Scherreiks in der Anfangszeit seines Blogs persönlich kennenlernen. Leider sind wir aufgrund eines Missverständnisse später getrennte Wege gegangen.
Nichtsdestotrotz habe ich am Rande die Entwicklung des Cycle Magazins verfolgt und war positiv beeindruckt.
Cycle schaffte den Spagat zwischen Kaufberatung und Lebensstil.
Wo andere Magazine zum verlängerten Prospekt verkommen schafft es Cycle objektive Tests umzusetzen und gleichzeitig nicht nur als Katalog zu fungieren.
Wer sich stilvoll anziehen will, oder ein Fahrrad mit Tradition erwerben, nebst Accessoires, die nicht nach Radsport aussehen, ist bei Cycle goldrichtig.
Ergänzt wird das Ganze durch Berichte aus dem Leben wie es sich auf zwei Rädern mit Pedalantrieb darbietet. Sehr gelungen und inzwischen seit 3 Jahren auf dem Markt!
Das beste zum Schluss: Cycle ist mit unter 7 Euro Kaufpreis auch noch relativ bezahlbar… gewesen, bis 2020. Leider gibt es seitdem keine neuen Hefte mehr.
Das war einmal im Monat schon drin finde ich. Oder vor Allem wenn es darum ging einmalig ein Rad zu kaufen.
Fazit
Diese drei Zeitschriften vereint der hohe Anspruch, sowohl von der Gestaltung als auch von der Auswahl der Themen an sich, Bilder und Texte.
Es geht nicht mehr darum nur die eigene kleine Subkultur oder Zielgruppe anzusprechen.
Diese Hefte können auch Neulinge begeistern! Menschen, die vielleicht noch nicht soweit sind, aber nach der Lektüre vielleicht aufs Rad steigen sind auch angesprochen!
Mir ist egal was ein Rad die Leute fahren, Hauptsache es wird mit Muskelkraft betrieben und damit niemand bei Tempo 50+ überfahren und die Umwelt verpestet.
Damit meine ich leider auch etwaige E-Bike Boliden mit Motorrad-Reifen und riesigen Motoren, die teils dennoch auf dem Bürgersteig fahren.
Fahrt Rad! Ohne Motor. Zu Fuß! Oder lest darüber zumindest.
Mal noch so eines aus der Reihe, weiß ja nicht, obs bekannt ist hier, das Cog Magazine: cogmag.com auch nett zu lesen, hat was irgendwie
Wow, kannte ich tatsächlich noch nicht. Danke für den Hinweis!
Danke für den Artikel! Der Großteil des Inhalts spricht mir aus dem Herzen. Der überwiegende Teil an Fahrradmagazinen geht einfach überhaupt gar nicht und scheint an Menschen von einem anderen Planeten gerichtet zu sein. Fahrstil und Velosophie heben sich da sehr wohltuend ab. Velosophie werde ich auch demnächst mal auf urbanophil vorstellen, hab ich schon seit längerem geplant… Interessant finde ich als Planer noch die neue „Cycling Mobility“, die wird aber nicht über den regulären Handel vertrieben und richtet sich ausschließlich an Fachleute. Aber da gibt es erst eine Ausgabe, also mal abwarten, wie sich die entwickeln…
Tim: Danke für den Hinweis, Cycling Mobility kannte ich auch noch nicht. Allein schon deren Website ist bereits vielsagend: cyclingmobility.com