Sicher Rad fahren auf der Straße und Selbstsicherheit
Eng am Straßenrand ist Rad fahren auf der Straße gefährlich. Warum? Was ist die Alternative? Andy Rutledge zeigt es.
Andy Rutledge lebt in Texas, USA. Anders als der typische Amerikaner und erst Recht Texaner fährt er aber nicht unbedingt ein riesiges Auto.
Der meist verkaufte Wagen in den USA ist kein vielen Jahren Golf sondern ein gigantischer Ford Pickup. Nein. Andy fährt Rad.
Ansonsten schreibt Andy über Feuerwaffen. Er ist also kein linksalternativer Hippie.
Mehr noch, Andy Rutledge fährt Rad auf der Straße was in den USA und erst Recht in Texas, der rechten Hochburg der USA wo kein Mensch Rad fährt, weit gefährlicher ist als bei uns.
Andy überlebt auf der Straße – und zeigt auch wie
Andy fährt Rennrad und trainiert täglich im Berufsverkehr. Er hat nach mehreren Jahren als Rennfahrer nicht nur überlebt.
Nein. Andy ist Jahrelang unfallfrei gefahren.
Nun gibt er seine Überlebensstrategie auf seinem Blog „Road Warrior“ (zu deutsch etwa „Straßenkämpfer“) Preis.
Auf zwei Dinge will ich hier näher eingehen, das sichere Rad fahren auf der Straße an sich und die Selbstsicherheit.
Andy bezieht sich noch extra auf fahren im Kreisverkehr. Diesen Sonderfall werde ich ausklammern denn er würde hier den Rahmen sprengen.
Ich will mich auf zwei Ratschläge konzentrieren die jede/r zu jederzeit beherzigen und befolgen kann um für die eigene Sicherheit im Straßenverkehr zu sorgen.
Sein wichtigster Ratschlag mag einige verwundern, zumindest tat er das bei mir.
Abstand einhalten und einfordern
Anders als vielleicht vermutet rät Andy eben nicht dazu auf der Straße so nah am Rand wie möglich zu fahren.
Ganz im Gegenteil! Er meint nur der Radfahrer der weit genug auf der Straße fährt, so, dass Autos ausweichen und umfahren müssen, fährt sicher.
Er bezieht sich dabei auf das texanische Recht, dass in anderen Staaten der USA aber ebenso gilt:
Der Radfahrer müsse einen „praktikablen“ oder anders übersetzt „sinnvollen“ Abstand zu Straßenrand einhalten.
Dies sei eben keineswegs der kleinstmögliche. Laut Andy sind 1 bis 2 Meter Abstand zum Straßenrand sicher und alles unter 1 Meter gefährlich.
Mit Straßenrand ist hierbei die Entfernung zum physischen Begrenzung der Straße, also dort wo der Asphalt endet.
Gemeint ist also nicht der Seitenstreifen. Da Andy auch Designer ist hat er gleich zwei sehr einleuchtende Schaubilder erstellt. Das erste steht ganz oben, es zeigt wie es falsch ist.
So ist Rad fahren sicher mit genug Abstand zum Straßenrand, die Autofahrer dazu zwingend eine/n zu umfahren:
Sein zweiter, wichtigster Rat ist allerdings noch universeller und lautet: Selbstsicherheit zeigen. Klingt einleuchtend. Wieso?
Wer selbstsicher ist fährt auch selbst sicher
Wer selbstsicher fährt und im Straßenverkehr das Gefühl vermittelt zu wissen was zu tun ist kann sich auch auf nachvollziehbare Reaktionen der Menschen am Steuer verlassen.
Wer wackelig auf dem Rad unterwegs ist hat verunsichert andere Verkehrsteilnehmer und mache sie unberechenbar.
Also zieht selbstsicheres fahren auch mehr Verkehrssicherheit nach sich. Wie ist Selbstsicherheit durch die Fahrweise zu vermitteln?
- Stetig in der Spur bleiben wie bei einem Rennen. Nicht nach links und rechts ausscheren wie Betrunkene.
- Deutlich Zeichen setzen, also Arm ausstrecken Hand raus und mit dem Finger die Richtung zeigen beim Abbiegen.
- An der Ampel nach hinten umdrehen und dann eine zentrale Position in der Mitte der Spur einnehmen. Dort gelte es den Eindruck zu vermitteln man gehöre an diese Stelle und beim Wechsel zu grün zügig die Fahrt wieder aufnehmen.
- Beim Spurwechsel auf mehrspurigen Straßen gilt es ebenso im richtigen Augenblick deutlich den Arm auszustrecken und mir der Hand die Absicht zu signalisieren. Das geschieht allerdings nicht durch Richtung zeigen sondern mit dem Finger wedeln.
Auch wenn diese Ratschläge aus den USA stammen und wir hier oft Radwege haben bzw. Autofahren grundsätzlich mit Radfahrern rechnen halte ich diese Beobachtungen für sehr sinnvoll auch hierzulande.
Was meint Ihr? Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Ich habe ja festgestellt, dass viele Radfahrer hierzulande sehr ungern Radwege nutzen.
Manche sind ausgemachte Gegner/innen von separaten Radwegen weil sie mehr Sicherheit gut sichtbar auf der Straße erwarten.
die 10 radfahr gebote
http://bernd.sluka.de/Radfahren/10Gebote.html
Wie ist das denn eigentlich genau? Ich fahre ziemlich viel Rad und eigentlich viel lieber auf der Straße. Ich bin mir aber immer nicht sicher, ob ich das überhaupt darf, wenn ein Radweg vorhanden ist. Gerade auf Mehrspurigen Straßen. Was sagt da das Gesetz? Gibts ne vorgeschriebene Geschwindigkeit, die ich mindestens haben muss um auf der Straße fahren zu dürfen? Ich erinnere da was, dass Mopeds ab 25 km/h auf die Straße müssen. Das wäre dann ja okay, 30 ist ja generell schon drinne.
Weiß jemand was genaueres?
So weit ich weiß darfst Du immer auf der Straße fahren außer es gibt einen benutzungspflichtigen Radweg daneben. Die meisten Radwege sind aber nicht Pflicht.
Hier steht mehr:
https://hamburg.adfc.de/verkehr/themen-a-z/radwegebenutzungspflicht/radwegbenutzungspflicht/
Bei der Mindestgeschwindigkeit muss ich passen. Ich frage mal im Radforum.de:
http://www.radforum.de/mindestgeschwindigkeit-fuer-radfahrer-auf-der-strasse-185115.html#post650273
ah, das mit den Schildern ist doch schonmal sehr nützlich :D Genau sowas wollte ich eigentlich wissen.
Vielen Dank!
Gern geschehen. Im Radforum ist übrigens eine regelrechte Diskussion ausgebrochen. Ich dachte das wäre eine einfache Frage. Der Konsens ist aber wohl es gäbe keine Mindestgeschwindigkeit, außer in Ausnahmefällen und selbst dann ist das keine Pflicht sondern nur eine technische Voraussetzung die für Kraftfahrzeuge gilt.
Hallo zusammen,
kann die beiden Ratschläge nur bestätigen, sind Grundvoraussetzungen, würde aber noch eine Anmerkung dazu geben:
Ich habe jahrelang als Radlkurier in München gearbeitet und dabei das Fahren auf der Strasse lieben gelernt- mit den Autos mitschwimmen macht richtig Spass. Zusätzlich zu den oben erwähnten Grundregeln muss aber noch eines kommen:
Respektiert die Autofahrer, so komisch das klingt, aber das ist wirklich einer der Schlüssel: Ich gebe immer Handzeichen (ja, immer!! ist gar nicht so schwer, muss man sich nur angewöhnen und mittlerweile gebe ich versehentlich auch öfter zu fuss durch meinen arm eine richtungsänderung kund :-)). Autofahrer wissen dann was man vorhat, fühlen sich dadurch ernst genommen und lassen einem dann auch den nötigen Platz.
Ach ja: Was die MIndestgeschwindigkeit angeht, gibt es da keine verbindlichen Regelungen, allerdings gilt: Umso schneller man zB an der Ampel beschleunigt und umso schneller man fahren kann umso besser. Im Idealfall kommt man einem gemütlich beschleunigenden Auto an der Ampel gut hinterher und kann auch mal kurzzeitig 50-60 km/h fahren. Wer zu langsam auf der Strasse fährt lebt gefährlich, richtig gefährlich und von dem moralischen Argument, die Strasse gehöre allen, kann man sich im Krankenhaus dann auch nichts kaufen (München ist BMW-City, drum wird sich da auch so schnell nichts ändern…).
Ich habe mir über die Jahre folgende Strategie zugelegt:
Ich freue mich über jeden Autofahrer der Rücksicht auf mich nimmt und ignoriere die Anderen, ist besser für mein zartes Gemüt :-)
Gruß