Interview: Maik Baier, BMX Weltmeister
Maik Baier war nicht nur bei der BMX Bundesliga bei etlichen Rennen mit vorn dabei. Er war auch global präsent.
Er war insgesamt der beste deutsche BMX Race Fahrer laut der UCI Weltrangliste zur Zeit des Interviews (2010). Dort erschien er immerhin auf Platz 100. Inzwischen war er sogar BMX Weltmeister in 2019.
Ich habe Maik im Hinblick auf die langsam aktuell werdende Olympia-Qualifikation für die nächsten Sommerspiele interviewt.
Warum? Die Punkte werden vorab gesammelt auch wenn die Olympischen Spiele erst in etwa 2 Jahren stattfinden.
Doch Olympia ist nicht alles. Ich befragte Maik auch über die Nachwuchs-Arbeit beim BMX Sport in Deutschland.
Bike-Blog: Hallo Maik, Du bist der derzeit in der UCI Weltrangliste der BMX Fahrer beste Deutsche. Wie bist Du soweit gekommen? Naturtalent oder harte Arbeit?
Maik Baier: Ich denke ich hab viel Talent aber das reicht heutzutage einfach nicht mehr aus. Steckt auch viel harte Arbeit dahinter!
BB: In der besagten Weltrangliste bist Du auf Platz 100. Vor Dir und auch lange nach Dir sind keine BMXer aus Deutschland.
Wie kommt das, ist BMX hierzulande zu sehr ein Nischen-Sport? Spielen alle anderen stattdessen Fußball oder Counterstrike?
Maik Baier: Ja, auf jeden Fall. Viele Eltern setzen ihre Kinder lieber im örtlichen Fußball-Verein ab. Das kostet sie nicht viel.
BMX hat viel mit Reisen zu tun und das ist vielen Eltern einfach zu teuer!
Dazu kommt noch, dass die Jugend immer fauler wird und die meisten lieber vor dem PC sitzen.
BB: In Deinem Profil der BMX Bundesliga steht als Beruf „Chiller“. Ist BMX Race also nur ein Hobby?
Chillst Du die meiste Zeit und fährst nur ab und zu ins Trainingslager?
Maik Baier: BMX ist mein Leben! Ich sehe es nicht mehr als Hobby aber leider auch noch nicht ganz als Beruf.
Beruf kann ich es erst nennen wenn ich davon Leben kann.
Chillen tue ich sehr gerne! Natürlich außerhalb der Trainingszeiten und Wettkämpfe.
BB: Es ist nicht mehr lange hin und die nächste Sommer Olympiade steht an. BMX ist wieder dabei.
Wie hoch schätzt Du Deine Chancen dort dabei zu sein oder gar die vorderen Plätze zu schaffen?
Maik Baier: Ich gebe alles dafür das ich es zu der Olympiade schaffe. Erstmal will ich es an Start schaffen. Es sind noch 2 lange Jahre, da kann noch viel passieren!
BB: Welche andere Lokalgrößen könnten es Deiner Meinung nach bis nach Olympia schaffen wenn überhaupt?
Maik Baier: Wer will kann alles schaffen! 2 Jahre sind lang da kann sich die eine oder andere Rakete noch entwickeln!
BB: In der BMX Lounge habe ich gelesen, dass viele BMX Fahrer und Fans unzufrieden sind mit der Situation in Deutschland.
Manche sehen das Problem beim Verband, andere bei den Fahrern selbst, wiederum andere sehen den Geldmangel als Hauptproblem vor Allem im Hinblick auf Olympia.
Wie siehst Du das? Wird der Nachwuchs nicht genug gefördert?
Maik Baier: Viele Vereine haben eine gute Nachwuchsförderung bis zu einem gewissen Level.
Danach wird es teuer, zeitaufwendig, hart im Training und da blocken viele Kinder schon ab weil sie einfach nur BMX fahren wollen und nicht eben noch das wichtige Training im Winter absolvieren wollen.
Die, die wirklich wollen werden dann auch unterstützt, natürlich wiederum nicht so wie im Ausland wo die Masse der Fahrer eine ganz andere ist, aber sie bekommen eine Unterstützung.
BB: Der Radsport, vor Allem die Tour de France ist wegen Doping nur noch etwas für Zyniker.
Wie ist das bei BMX Rennen? Gibt es da auch Doping? Können Kinder immer noch zu den BMX Sportlern aufschauen?
Maik Baier: Viele denken immer gleich wenn sie Radsport hören an Doping! Aber die Tour de France und BMX haben nur eins gemeinsam und das sind 2 Laufräder am Fahrrad, mehr nicht.
Die Fahrtechnik beim BMX kann man einfach nicht dopen. Doping beim BMX kann ich mir einfach nicht vorstellen. Die Sportart ist noch viel zu jung.
BB: Zuletzt noch eine Frage in eigener Sache. Mein Sponsor stellt ja günstige BMX Räder für Anfänger her. In den Foren werden deren Fahrer regelrecht angegriffen.
Muss jedes Kind mit 10 oder 12 gleich ein Profi-BMX für 500 Euro oder mehr fahren wie dann meist geraten wird? Oder ein altes „Marken-BMX“ obwohl die eh alle aus China kommen?
Maik Baier: Ich sag es mal so, für die ersten paar Jahre reicht ein billiges BMX, billig heißt bei mir nicht vom Baumarkt, sondern es gibt von vielen BMX Herstellern eine bisschen billigere Version als von den normalen Bikes.
Wenn man dann mal voll drin ist dann kann man sich auch mal was besseres kaufen.
Aber ich sag es mal so die Jungen müssen sich ihr Bike erarbeiten. Gute Saison gefahren, kauft Mutti nächste Saison ein besseres Bike.
BB: Wie viel hat Dein erstes BMX gekostet? Wie alt warst Du da und erinnerst Du Dich noch an den Typ?
Maik Baier: Mein erstes Fahrrad habe ich von meinem Verein ausgeliehen für 1 Jahr.
Zu Weihnachten 1997 (da war ich 8 Jahre jung) habe ich dann mein erstes eigenes BMX bekommen.
Das hatte glaube ich 900 Mark gekostet und es war ein ELF mit 1 3/8 Läufrädern. Nagelneu! Das steht daheim noch im Keller!
10 Jahre Erfolg im BMX
Maik hat 2019 auch ein schönes Interview-Video auf YouTube hochgeladen wo er über sein Selbstverständnis beim BMX fahren spricht:
Darin ist auch das Rennen wo er Weltmeister wurde. Am schönsten ist wohl die Freude der Frau im Publikum. Das ist wohl seine Ehefrau.
Mir bleibt 2020 nur Maik Baier weiterhin viel Erfolg zu wünschen auf seinem Weg. Möge er nach wie vor eine Inspiration für folgende Generationen sein!
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