Fahrrad kaufen online oder beim Händler um die Ecke?

Mifa Fahrrad: Ein Cityrad für Damen in schwarz. Sehr schick.

Es ist eine ewig wiederkehrende Streitfrage: wo soll ich mein Fahrrad kaufen? Beim Händler um die Ecke oder online?

Seinerzeit habe ich mich bereits etwas ausführlicher darüber ausgelassen welches Fahrrad kaufen für wen Sinn macht.

Dieses mal will ich eher darüber schreiben was die meisten Anderen scheinbar nicht unbedingt so sehen. Auch will ich das erwähnen was andere gerne unter den Tisch fallen lassen.

Außerdem werde ich Tacheles reden wo ich den gängigen Annahmen nicht zustimme. Vor Allem bei den üblichen Klischees werde ich einhaken:

  • „Fahrrad unbedingt beim Händler vor Ort kaufen.“
  • „Ein gutes Bike muss mindestens 500 Euro kosten.“
  • „Ein Rad muss von einer angesehen Marke stammen.“

Alles falsch! Oder zumindest verhandelbar. Es hängt vom Kontext und vom Rad ab! Sehr viele minimalistische Fixies etwa kosten unter 500 Euro!

Zudem möchte ich über meine persönlichen Erfahrungen Auskunft geben, egal ob Fahrrad-Händler, ein Kaufhaus, oder Versandhandel (Otto) betreffend.

Ich hatte in meinem Mittel langen Leben ganze 6 Fahrräder. Ich bin also kein Experte wenn es darum ein Fahrrad zu kaufen. Einiges kann ich aber schon erläutern. Andererseits vielleicht doch, denn ich benötigte offenbar nicht mehr Bikes!

Als Blog-Autor der schon etliche Jahre über Räder aller Art schreibt habe ich zudem schon eine gute Übersicht wie ich finde. Fangen wir aber mit meiner eigenen Geschichte an.


Wie mich ein Händler belaberte

Mein allererstes richtiges Fahrrad kaufte ich mit meinem Vater als Kind bzw. Jugendlicher mit 13 bei einem klassischen Fahrrad-Händler um die Ecke.

Ich weiß noch, dass es damals ziemlich teuer für unsere Verhältnisse war. Als Flüchtlinge die erst kürzlich nach Deutschland kamen waren nicht gerade wohlhabend. Ich konnte nicht mal mehr Rad fahren!

Mein erstes Rad war ein Kalkhoff. Ich kannte die Marke zwar nicht aber sie wurde mir vom Händler wärmstens empfohlen.

Das Rad machte mich zum Gespött der anderen Kinder

Warum? Weil „alle“ ein cooles Mountainbike oder Rennrad hatten während ich nur ein, ja was denn eigentlich, vielleicht ein Cityrad fuhr. Schlimmer noch. Der Rahmen war nicht ein klassischer Herren-Rahmen, sondern in der Mitte, ähnlich aber nicht ganz wie beim Damenrad.

Nichts gegen Cityräder aber damit kann man nicht vor Freunden und Mädchen in der Pubertät punkten. Ich glaube ich hatte einfach Angst vorm Rad fahren – ich konnte es schlicht nicht mehr und ich dachte mit so einem Rad wäre es weniger gefährlich.

Offenbar war der Händler bestrebt mit ein teures Marken-Rad zu verkaufen statt mich zu beraten.

Gerade diese Beratung wird als besonderer Vorteil von Händlern angegeben. Es war eher belabern.

Vor Allem in Foren tummeln sich viele Händler die potentiellen Fahrrad-Käufern suggerieren zum Händler zu gehen und sich beraten zu lassen.

Was diese Händler auch gern schreiben und was Journalisten ebenso übernehmen ist die „Ein Fahrrad muss 500 Euro kosten um gut zu sein“ Leier. Man sollte eher aufschwatzen sagen.

Die Wahrheit ist: 95% aller Menschen die ein Rad fahren sind keine Sportler.

Egal ob Mountainbike, Rennrad oder Cruiser. Die meisten Räder werden im Alltag gefahren, zur

  • Schule
  • Uni
  • Arbeit

Kein Mensch braucht 21 Gänge und ein Rad für 1000 Euro das nicht mal angeschlossen sicher ist für den Weg zum Supermarkt. Außer vielleicht ein Familien- bzw. Lastenfahrrad für den Einkauf.

500 Euro ist guter Richtwert um keinen Ramsch zu kaufen, kann aber auch unterschritten werden.

Teure Räder sind Luxus. Das ist OK. Leuten die ein Rad für den Alltag brauchen eine teure Maschine für Spitzensportler an zu drehen ist allerdings hanebüchen.

So wie sie keinen Geländewagen oder Porsche in der Stadt brauchen, brauchen Sie auch kein Mountainbike für die Zugspitze.

Auch ein Rennrad für die Tour de France taugt nicht zum täglichen Pendeln oder für den kleinen Ausflug am Wochenende.

Genau das ist aber der Tenor. Händler und Foren-Mitglieder, oft in Personalunion, sind sich da einig.


Marken-Räder sind nicht immer besser

Nach dem Cityrad-Debakel hatte ich dann als Jugendlicher ein Mountainbike, oder eigentlich zwei, das erste wurde mir recht schnell geklaut weil ich kein richtig sicheres Schloss benutzte.

Das zweite fährt heute immer noch und dürfte bald 30 Jahre als sein. Es ist ein Condor den mir mein Vater bei Hertie kaufte.

Übrigens war mein Kalkhoff Rad sehr schnell hin. Ich konnte einmal nicht rechtzeitig bremsen und fuhr gegen eine 30cm hohe Mauer die eine Hecke abgrenzte.

Daraufhin war die Vordergabel soweit nach hinten verbogen, dass ich beim in die Pedale treten und in der Kurve mit meinen Füßen gegen das Vorderrad stieß.

Ich bin kein Fetischist der sein Bike an die Wand hängt.

Ich behandelte meine Räder nicht wirklich gut. Sie standen oft auch im Winter draußen, ich pflege sie nicht permanent und sie müssen einiges aushalten.

Das Mountainbike tat es. Irgendwann hatte ich aber genug von MTB, ich war eh kaum im Gelände unterwegs denn ich wollte nicht irgendwo im Graben enden. Das war noch vor der Zeit wo jeder ein Handy bei such trug.

Mein nächstes Rad wurde ein „Fitnessbike“. Ich wusste damals gar nicht, dass es ein Fitnessbike war, die Bezeichnung wurde mir erst später bewusst. Ich kaufte es bei einem Kaufhaus – Karstadt.

Die Marke klang etwas albern: „Alex“. Das Fahrrad war aber super. Es lief wie geschmiert und hat die Bezeichnung Speedbike wie Fitnessräder auch genannt werden durchaus verdient.

Ein Paar Jahre später wollte ich ein wenig langsamer werden. Das Speedbike verleitet einen dazu wirklich schnell zu fahren. Ich wollte keinen Stress mehr.

Außerdem war es mir inzwischen zu glatt. Ich wollte etwas mit etwa mehr Stil:

Ein Beachcruiser musste her. Die geschwungenen Linien, die sichtbare Geschichte der Technik die in einem solche Rad steckt, das Flair.

Dann merkte ich allerdings, dass Cruiser-Bikes ganz schön teuer sind. 300 Euro und mehr für Räder die nicht mal eine Gangschaltung, Bremse oder Schutzbleche haben.

Zum Glück fand sich dann noch ein ganz gutes Cruiser-Fahrrad mit 7 Gängen, zwei Bremsen und Schutzblechen bei Otto. Es war ein Mifa.


Marken und Namen, Otto und Amazon

Auch Mifa gilt nicht als besonders gute (sprich teure) Marke. Schon beim Alex musste ich mir bei Fahrrad-Händlern anhören wie scheiße mein Rad ist wenn ich mal einen Schlauch wechseln wollte obwohl ich sehr zufrieden war.

Ich fuhr das Mifa fast 10 Jahre und bis auf die Rost-Probleme einzelner Teile bin ich ziemlich zufrieden.

Auf jeden Fall ist es besser einen Cruiser mit Gangschaltung zu fahren als einen ohne, der sich wirklich nur für den Strand oder eher die Strandpromenade eignet.

Allein der Brooks-Sattel auf dem Mifa Cruiser ist übrigens 90 Euro wert. Das hätten sie vielleicht eher in rostfreie Kleinteile stecken können.

Brooks mag zum Cruiser-Image gehören aber ich habe den Sattel nie besonders gemocht und ihn schließlich ausgetauscht.

Die meisten Marken stellen heutzutage in China her. Dabei ist egal ob sie teuer oder billig sind. Sie entstehen auf dem gleichen Fließband. Lange Rede, kurzer Sinn:

  1. Es muss nicht der Fahrrad-Händler sein.
  2. Es geht nicht darum wie teuer ein Rad ist und
  3. es muss auch keine Marke mit hundertjähriger Geschichte sein.

Es geht vor Allem um die eigenen Bedürfnisse.

Es geht um den Fahrrad-Typ. Es geht darum ob sich ein Rad im Alltag bewährt und lange hält.

Bei mir haben die eher „zweitklassigen“ Marken wie Condor (gibt es nicht mehr), Alex oder Mifa aus dem Kaufhaus oder Versandhaus bewährt.

Die vom Händler empfohlene „gute“ Marke war ein Reinfall. Nicht mal der Fahrrad-Typ war der richtige für mich. Von wegen Beratung.

Aber ich will natürlich nicht alle Händler über einen Kamm scheren. Ich habe selber bereits hier im Blog welche empfohlen, etwa Froschrad in Berlin Kreuzberg.

Diejenigen die selber Fahrräder bauen und zusammenstellen und wirklich Fachleute sind empfehle ich gerne!

Aber solche die reine Zwischenhändler sind und nur 50% auf den Preis eines Marken-Rads Made in China draufschlagen? Nein, danke!

Nicht alle haben überhaupt einen Händler um die Ecke. Für viele auf dem Land ist ein Bike Shop online bzw. Versandhändler die einzige Wahl.

Online Shops gibt es etliche, häufig verkaufen die meisten auch über Amazon und Ebay.

Wer Ebay und Amazon mehr vertraut kauft dort. Schließlich gibt es bei Ebay und Amazon Bewertungen. Oft sind diese zu fast 100% positiv.

Manche Marke genießt auch einen Vertrauensvorschuss. Das kostet allerdings Aufpreis.

Für 500 Euro kannst Du allerdings in manchem Shop eine ganze Familie mit Fahrrädern versorgen.

Es ist OK sich ein Rad für 500, 1000 oder mehr Euro zu kaufen und damit Sport zu betreiben wie ein Profi.

Es gibt allerdings keinen Grund 95% der Bevölkerung ein schlechtes Gefühl zu vermitteln wenn sie sich ein normales Fahrrad kaufen und damit nur im Alltag fahren.

Kein Mensch würde auf die Idee kommen jemanden aus zu lachen weil er nur einen VW Golf fährt und nicht einen Porsche.

Warum lassen wir uns das bei Rädern also gefallen bzw. einreden wir machen etwas falsch? Warum müssen Kinder mit Häme rechnen wenn sie nicht ein teures oder cooles Bike fahren? Da läuft doch etwas falsch.

Machen wir es richtig. Je nach Kontext und Bedürfnissen ist ein Kauf beim Fachhandel, online oder sogar beim Discounter vertretbar.


Meine letzten Räder: Günstig vom Händler aus der Nachbarschaft

Auch wenn ich meiner Tochter ein Rad beim Online-Shop kaufte zu ihrem 18. Geburtstag stammen meine beiden letzten Räder beide vom Händler aus der Nachbarschaft.

Das eine war ein richtiger Cruiser von Felt – allerdings gebraucht und kostete immer noch mehr als die meisten günstigen Räder neu.

Für einen solchen Cruiser im neuwertig Zustand war er allerdings noch ziemlich günstig. Was ich aber mit meinen zwei linken Händen nicht bemerkt hatte: Der Händler hat mir ein Bike mit zusammengewürfelten Felgen angedreht.

Vorne ist ein Auto-Ventil und hinten ein französisches Ventil. Alle meine vielen Luftpumpen waren unnütz. Ich musste mir eine neue besorgen und selbst mit der war das exotische Ventil nur mit einem von etlichen Adaptern benutzbar. Jedes Aufpumpen wurde zum Problem.

Das Ventil-Debakel war natürlich sehr bedauerlich und hatte mein Vertrauen in diesen Händler stark erschüttert. Seitdem gehe ich da nicht mehr hin und empfehle den Laden auch nicht mehr.

Mein allerletztes Rad kaufte ich neu ebenfalls beim Händler aus der Nachbarschaft. Es ist ein Transportrad von Cortina. Vorne hat mit der Angestellte einen Korb installiert den ich mir vorher aussuchen konnte.

Das Rad war sehr günstig. Online kostete es um die 200 Euro mehr als beim Händler au meinem Viertel. So hatte ich die magische Grenze von 500 überschritten oder 500 zahlen zu müssen.

Den Korb gab es woanders um die Hälfte billiger aber das war mir egal, denn ich konnte das Rad auch mit Korb und Hund darin Probe fahren. Wäre der Hund zu groß, schwer oder ich zu unsicher hätte der Kauf keinen Sinn gemacht. So aber konnte ich alles vor dem Kauf überprüfen.

Den Cruiser konnte ich ebenfalls Probe fahren. Der schiere Fahrspaß raubte mir allerdings den Verstand und ich übersah solche Kleinigkeiten wie rostende Teile und unpassende Ventile. Wie alles im Lebe gibt es also immer Vor-und Nachteile.

Meine Tochter fand ihr neues Bike übrigens super obwohl ich es nur online ansehen konnte und sie überhaupt nicht.

Entscheidet also selbst, lasst Euch nicht von befangenen Foren-Beiträgen zu etwas verleiten was ihr nicht wollt. Vergleicht, schaut sowohl online als auch offline.

Ich bin selbst nicht ganz objektiv, denn ich bewerbe auf dem bike-blog auch mehrere Online-Shops!