Erweist „Pro Fahrrad“ uns einen Bärendienst?

Auch Pro Fahrrad? Will der Bär beim Rennen mitmachen? Mehr zur Photomontage.

Fast hätte ich sie übersehen, die neue Website der Kampagne der deutschen „Zweirad-Industrie“ (ZIV).

Kein Wunder, der Presse war sie gerade mal eine Randnotiz wert.

Pro Fahrrad“ heißt diese „Initiative zur Förderung der Radnutzung und des Radverkehrs“.

Das klingt sehr bemüht, etwa nach Pro Familia. Trotzdem habe ich mich natürlich zunächst gefreut und auf der Website gestöbert.

Doch nicht lange. Die Verantwortlichen wollten scheinbar um jeden Preis Werbung fürs Rad fahren machen.

Ihr Spruch „Rad fahren bewegt“ ist da schon mal etwas sehr offensichtlich aber seis drum.

Die Freude hatte dann aber jäh ein Ende als ich das erste Anzeigen-Motiv sah das unter dem Motto „Umwelt“ fungierte.


Müssen wir debil und sexistisch fürs Rad werben?

Auf dem Bild sind ein Damenrad und ein Herrenrad neben einer Holzhütte irgendwo auf der Alm abgestellt.

Drum herum verstreut sind allerhand Kleidungsstücke, ein BH hängt noch an der Regenrinne.

Das erinnert an die sog. Sex-Szenen aus typischen Hollywood-Filmen wo wir nur die Klamotten verstreut sehen und uns den Rest denken.

Drunter stand: „Für mehr Verkehr und weniger CO2!“ Wie geistreich!

Inwiefern Geschlechtsverkehr zur CO2-Reduktion beiträgt steht auf einem anderen Blatt.

Da haben sich die Werber wohl gedacht: Moderne Reklame ist meist debil und sexistisch. Das machen wir auch so!

Ich bin ja kein Erzkatholik und hatte auch schon mehr als einmal leicht bekleidete Damen auf allerlei Rädern gezeigt.

Trotzdem erweist uns diese plumpe Kampagne einen Bärendienst. Kein Mensch wird durch solche Argumente oder Anspielungen zum Rad fahren bewogen.


Was es wirklich heißt Räder zu propagieren

Rad fahren ist heutzutage nicht „Pro Fahrrad“! Es ist Bike Polo, BMX Dirt oder Bambus.

Image-Pflege ist ganz nebenher das was ein 7 Jähriger auf dem Rad für die Erdbebenopfer in Haiti macht.

Wir haben ja schon eine Fahrrad-Lobby, den ADFC.

Der meldet sich lautstark zu Wort und schafft immer wieder den Status Quo der Autogesellschaft auf zu mischen.

Auch der VCD (Verkehrs Club Deutschland) rockt. Vor allem die Aktion zur Abwrackprämie für Fahrräder bleibt unvergessen.

Wir brauchen keine dämlichen Anzeigen die auf niedere Instinkte setzen. Wir brauchen die Lobby da wo wir schon am kämpfen sind.

In einer Zeit in der

gibt es Besseres zu tun als sich auf die unterste Stufe der Skala schlechter Reklame zu stellen. Das haben wir einfach nicht nötig.


Es gibt Alternativen zu Sex Sells Motiven

Eigentlich wollte ich einen Beitritt zum ZIV empfehlen. Doch nachdem ich die plumpe Botschaft der Kampagne gesehen habe nicht mehr.

Dieser Beitrag gibt natürlich nur meine persönliche Meinung wieder. Vielleicht sehen es andere Leute nicht so eng.

Der ZIV sollte lieber tatsächlich Fahrrad-freundliche Initiativen finanziell unterstützen und nicht notgeile Werber bezahlen.

Ich weiß es selber: Sex sells. Halb oder ganz nackte Frauen die auf Rädern sitzen oder manchmal auch fahren verbreiten sich wie ein Lauffeuer im Internet. Es sollte aber nicht das Mittel der Wahl sein.